Bombardierung und Zerstörung der Edertalsperre im Mai 1943

In der Nacht vom 16. auf den 17. Mai 1943 flog die Royal Air Force einen Bombenangriff auf die Edersee Sperrmauer. Bei der So genannten Operation Chastise (auf deutsch: Züchtigung) wurde die Edesee Sperrmauer durch eine den Einsatz einer geheimen Spezialbombe zerstört.

In dieser Nacht sollten neben der Edertalsperre auch Angriffe auf die Möhne-, Lister-, Ennepe- und Sorpetalsperre geflogen werden. Der Angriff auf die Listertalsperre musste wegen Nebel abgebrochen werden. Ennepe- und Sorpetalsperre hielten dem Angriff stand und die Möhne- und Edertalsperre wurde zerstört.

Blick von hinten auf die Edertalsperre
Blick von hinten auf die Edertalsperre vor der Zerstörung aus dem Jahr 1937

Das Ziel des Angriffes auf deutsche Staudämme

Das Ziel der Angriffe war vorrangig die Stromversorgung durch die Staudämme zu unterbinden und damit der Rüstungsindustrie zu schaden oder lahm zu legen. Der Angriff auf die Edersee Sperrmauer hatte zusätzlich das Ziel die Wasserversorgung auf dem Weser und dem Mittellandkanal zu stören und der Kriegswichtigen Binnenschifffahrt zu Schaden. Natürlich war auch ein Ziel die als sicher geltenden Staudämme zu Zerstören um die Verwundbarkeit auch sicher geglaubter Anlagen aufzuzeigen sowie die Kriegsmoral der Bevölkerung zu mindern.

Die Operation Chastise

Die Operation Chastise (dt. Züchtigung) war eine militärische Operation in der Nacht vom 16. auf den 17. Mai 1943. Das Ziel der Operation war die Zerstörung der sechs oben genannten Talsperren. Durchgeführt wurde die Operation von insgesamt 19 speziell umgebauten Lancaster Bombern der No. 617 Squadron der Royal Air Force.

Der Angriff auf die Edertalsperre

Angriffsablauf

Für den Angriff auf die Edertalsperre war eine Formation von drei Lancaster Bombern vorgesehen. Die speziell umgebauten Flugzeuge flogen den Edersee aus Richtung Westen an. Erste Zielmarke dabei war das Schloss Waldeck. Nach Erreichen von Schloss Waldeck wurde dieses in einer Schleife umflogen und man setzte im Uferbereich unterhalb von Waldeck an um zuerst den Bereich des heutigen Wildparks und dann die Sperrmauer anzupeilen. Um die Rollbombe ins Ziel zu bringen musste eine exakte Abwurfhöhe über der Wasseroberfläche eingehalten werden. Um die korrekte Höhe zu ermitteln waren an den Lancaster Bombern zwei Scheinwerfer angebracht. Einer vorne und einer hinten. Wenn sich die Lichtkegel beider Scheinwerfer auf der Wasseroberfläche überlagerten, war die korrekte Höhe erreicht. Die Rollbombe wurde durch einen Motor in Rotation gebracht, damit sie wie beim Steine werfen auf dem Wasser quasi ins Ziel hinein springt.

So in etwa muss die Ansicht aus dem Cockpit der Lancaster gewesen sein. Zunächst wurde der Bereich des heutigen Wildparks angesteuert und dann auf die Edertalsperre eingeschwenkt. Das Bild stammt aus dem Jahr 1940.

Erster Angriff

Beim ersten Angriffsversuch explodierte die Rollbombe an der Mauerkrone und verursachte dadurch nur geringe Schäden. Sie traf die Edersee Staumauer aus Seerichtung gesehen in der Nähe des linken Turmes.

Zweiter Angriff

Der Zweite Angriff war ebenfalls nicht erfolgreich. Die abgeworfene Rollbombe verfehlte die Sperrmauer und landete am Ufer. Über eine Explosion der zweiten Bombe ist mir nichts bekannt.

Dritter Angriff

Erst beim dritten Abwurf der geheimen Rollbome konnte Die Edersee Sperrmauer zerstört werden. Sie traf die Mauer aus Seerichtung gesehen weiter rechts, ca. 25 Meter entfernt des rechten Mauerturmes. Die Rollbombe wurde abgeworfen und übersprang die Torpedonetze vor der Mauer. Dann sprang die Rollbombe gegen die Sperrmauer, versank dann im Wasser und wurde einige Meter tiefer gezündet. Die Mauer wurde dadurch so stark beschädigt, das Sie dem Wasserdruck nachgab und brach.

Die Sperrmauer war gebrochen

Die zerstörte Edertalsperre 1943. (Bild: LAGIS Hessen)

Die Wassermassen strömten aus dem gewaltigen Loch in der Sperrmauer und rissen alles mit, was in den Weg gekommen ist. Häuser und Brücken wurde einfach weggespült. In Affoldern richtete die Flutwelle erheblichen schaden an. Die Tiefer gelegenen Gebiete bis nach Kassel hinein wurden überschwemmt. So auch der Fliegerhorst in Fritzlar. Viele Menschen und Tieren fanden in der Flutwelle den Tod.

Der Wiederaufbau der Edertalsperre

Bereits kurz nach der Bombardierung der Edertalsperre begann die Organisation Todt den Wiederaufbau. Aus Zeit und Kostengründen wurden bei der Raparatur die Tiefer gelegen Überlaufschächte nicht neu angelegt. Durch dieses Merkmal kann man auch heute noch die Beschädigung an der der Sperrmauer leicht auszumachen. Da die Reparatur recht schnell von statten ging war der erzielte Schaden, die Stromversorgung und die Wasserversorgung für die Weser und den Mittellandkanal zu stören, relativ gering.

Die Edertalsperre heute

Heute ist die Edertalsperre mit dem Edersee und dem Nationalpark Kellerwald-Edersee ein beliebtes Ausflugsziel für Urlauber, Wassersportler und Naturliebhaber. Aber auch Geschichtesinteressierte finden an manchen Stellen noch spuren aus der damaligen Zeit.

Die Edersee Sperrmauer heute. Die Markierung zeigt die Zerstörung während des 2. Weltkrieges