Lichtenfels-Sachsenberg – Horchstation auf dem Knöchel
In der Zeit des zweiten Weltkrieges gab es auf dem Knöchel in Lichtenfels-Sachsenberg, in der Nähe der heutigen Knöchelhalle, eine Horchstation, um feindliche Flugwegungen aufzuklären und einer übergeordneten Stelle zu melden.
Zeitzeuge Herr Weber hat die Kriegszeit des 2. Weltkrieges als Jugendlicher im Alter von 8-13 Jahren miterlebt. Als Jahrgang 1931 stand er schon mitten im damaligen Leben.
Zeitzeuge Herr Weber erinnert sich
Der Großvater mütterlicherseits war als Hauptmann Stadtkommandant von Strassburg. Dieser wurde als Major aus der damaligen Kaiserlichen Armee entlassen. Nach dem ersten Weltkrieg fand er eine Anstellung im Kornhaus in Korbach, wo er auch bis zu seiner Pensionierung beschäftigt war. Nach dem ersten Weltkrieg hat er noch lange den Kontakt zur Witwe des Generalfeldmarschall Ludendorf gepflegt. Im Jahre 1952 ist er hoch betagt verstorben. Geboren wurde er, was nicht mehr genau feststellbar ist, um das Jahr 1870.
Die Familie Weber betrieb schon früh eine Bäckerei, dafür wurde im Jahre 1934 ein Automobil angeschafft. Hierbei handelte es sich um einen 6 Zylinder Wandererwagen. Kurz vor dem Krieg löste ein Opel P4 diesen Wanderer ab. Bis ins Jahr 1956 war der Opel bei der Bäckerei Weber in Betrieb, abgelöst wurde er dann von einem Ford Taunus. Auf dem Opel P4 hat Gerhard Weber seinen Führerschein gemacht der damals 108 DM kostete. Ab 1943 stand auf dem Hochbehälter von Sachsenberg eine Horch und Meldestation, die von so genannten (Blitzmädels; Luftwaffenhelferinnen) Betrieben wurde. „Am Knöchel“, so die Bezeichnung der Gemarkung stand dieser Hochbehälter. Zwei dieser Luftwaffenhelferinnen haben in der Umgebung von Sachsenberg geheiratet. Trude Vesper war eine von ihnen. Von 1943-45 wurde dieser Horch und Beobachtungsposten betrieben. Der Hochbehälter wurde 1912 gebaut und der Bierbrauer Adolf Böhle lies eine Überdachte Plattform auf dem Hochbehälter errichten. Für die Luftwaffenhelferinnen wurde 1943 noch eine Baracke dazu gebaut. Von hier aus konnten diese über Feldtelefon feindliche Flugbewegungen an die Leitstelle weitergeben. Gewohnt haben die sieben Jungen Frauen in Sachsenberg in Privatquartieren. Ab Herbst 1943 ging Weber nach Frankenberg auf das Gymnasium, um hier sein Abitur zu machen. Doch schon 1944 war geprägt von Luftalarmen und Tieffliegerangriffen. 1943 war der Vater an den Folgen eines Landwirtschaftlichen Unfalls gestorben, was sich besonders schwer für die Familie auswirkte. Anderthalb Jahre ging Weber nach Frankenberg, den Weg hat er täglich mit dem Fahrrad bewältigt. So ergab es sich auch dass er an der Rüstungsstätte der Firma Fieseler in Schreufa vorbeikam. Hier konnte er Marokkanische Kriegsgefangene beim Bau von Luftschutzstollen beobachten. Die Gesichter von Erde verschmutzt, dazu noch die schwarze Hautfarbe hat sich bei Weber bis heute eingeprägt. Dies waren für ihn die ersten schwarzen Menschen die er in seinem Leben zu Gesicht bekam. Aber schon wenige Monate später sollten diese Gesichter zum alltäglichen Erscheinungsbild in und um Sachsenberg gehören, denn mit dem Einmarsch der Amerikaner kamen auch dunkelhäutige Besatzungssoldaten. Diese waren in der Bevölkerung meist beliebter als die Weisen, denn sie legten meist keine Arroganz an den Tag. Für Weber endete mit dem Krieg auch der Besuch des Gymnasiums in Frankenberg, andere Dinge waren wichtiger. Schon in den letzten Kriegsmonaten war es kaum noch möglich nach Frankenberg zu kommen. Ständig hingen Jagdbomber vom Typ Lightning, Mustang und Thunderbold am Himmel. Der Angriff auf Frankenberg am 12 März 1945 beendete erst einmal den Schulunterricht, denn die Klassenräume wurden für wichtigere Dinge gebraucht. Nach dem Krieg begann Weber eine Lehre als Bäcker, später machte er die Meisterprüfung und arbeitet bis heute im eigenen Betrieb.
