Reisebericht: Bunker und Atlantikwall in Callantsoog (Niederlande)
Die Serie meiner Reiseberichte über den Atlantikwall in Nordholland möchte ich mit einem Bericht über den Küstenort Calantsoog beginnen. Der Grund dazu ist einfach erklärt. Durch Zufall habe wir unseren Strandurlaub dort verbracht und so war es auch der Ausgangspunkt für jede Tour und jede Recherche.
Strandurlaub in Callantsoog
Nur ein kleiner Urlaubstip nebenbei. Callantsoog bietet wirklich traumhaft schöne Sandstrände und tolle Sonnenuntergänge am Strand. Die netten Strandhäuser tun Ihr übriges und vermitteln ein tolles Urlaubsgefühl.
Auf dem Dorfplatz (Dorpsplein) kann man etwas schlendern, essen und trinken. Sehr zu empfehlen ist das Wip-In mit den leckeren hausgemachten Pommes und den leckeren Kibbeling (fritierter Fisch) .
Die einzigartige Dünenlandschaft, die schönen Blumenfelder, überall Biotope mit Enten und Vögeln. Eine wirklich sehr schöne Gegend.
Hier ein paar Friezeittips, bevor ich mit dem eigentlichen Thema beginne, dem Atlantikwall
Freizeittips in Callantsoog
Hier ein paar Freizeittips für Famlien mit Kindern.
- Ausflug zur Insel Texel (Seehundstation / Leuchtturm / Kriegsmuseum)
- Die große Sanddüne mitten in Schoorl
- Tierpark Anna Paulowna (insbesondere die Affenfütterung durch die Besucher ist sehr amüsant)
- Gute Einkaufmöglichkeit in Julianadorp (Lidl / Aldi / Den etc)
- Besuch der Stadt Alkmaar (die imposante Kirche mit Bar / die kleinen Gassen / die Wasserstraßen – Alkmaar wird auch klein Amsterdam genannt)
- Besuch im Abenteuerpark Sint Martinzee (Insbesonders für Kinder sehr schön gestalteter Park – teurer Eintritt aber lohnt sich)
- Marinemuseum Den Helder
- Fort Kijduin in Den Helder
So, jetzt zurück zum eigentlichen Thema
Atlantanikwall in Callantsoog
Recht intensiv habe ich mich mit der Kriegsgeschichte in Callantsoog beschäftigt. Es hat hier sehr massive Bauten gegeben von denen heute fast gar nichts mehr zu sehen ist. Bereits Ende der 40er Jahre wurde damit begonnen alle Bunker und Verteidigungsanlage zu beseitigen. Dennoch gibt es das ein oder andere Relikt noch heute zu sehen.
Auch Callantsoog wurde in den Atlantikwall integriert. Die Küste wurde in verschiedene Bauabschnitte unterteilt. Einer dieser Bauabschnitte wurde Callantsoog zugenordnet zwischen dem Bauabschnitt Den Helder im Norden und Sint Martinzee in Süden.
Da man damals mit einer alliierten Invasion in diesem Bereich gerechnet hat, war auch Callantsoog sehr stark ausgebaut. Sogar wurde der Ort teilweise evakuiert und die Menschen wurden in einem eigens errichteten Bereich nördlich von Callantsoog umgesiedelt.
Nur damit man mal eine Vorstellung bekommt, welche Anstrengungen unternommen wurden allein nur im Abschnitt Callantsoog.
- Nördlich im Ort an der Küste entstand eine massive Seezielbatterie mit großkalibrigen Geschützen (komplett entfernt)
- Westlich vom Ort im Hinterland wurde ebenfalls eine massive Seezielbatterie errichtet (komplett entfernt, nur noch Hügel zu erkennen)
- Ringsherum entstanden meherer Wiederstandsnester, diese sollten zum Schutz vor bereits angelandeten Invasionstruppen dienen. Ein Wiederstandsnest bestand aus einem autarken Stützpunkt mit mehreren Bunkern und Unterkünften. Die Bewaffnung bestand aus Maschinengewehren, Granatwaffen, Flammenwerfern und Handwaffen. (Das meiste wurde entfernt, aber bei einem Wiederstandsnest sind einige Bauten erhalten geblieben, im folgenden werde ich hierauf noch eingehen)
- Die Küste in Nordholland war so stark ausgebaut, das es im Prinzip kaum einen ungesicherten Abschnitt gegeben hat. All die Anlagen liegen nur wenige hundert Meter auseinander.
- Fast der komplette Küstenabschnitt Callantsoog war vermint und mit Stacheldraht gesichert. Teilweise wurden auch Panzersperren errichtet.
Seezielbatterie am Strand von Callantsoog
Direkt am Strand von Callantoog befand sich eine schwere Seezielbatterie mit Schiffsgeschützen. Da die Anlage geschliffen wurde ist davon rein gar nichts mehr zu sehen. Anbei ein Bild von den Anhöhen, wo sich ein Teil der Bunkeranlage befunden hat.

Folgendes historisches Bild zeigt die Abbrucharbeiten eines Bunkers. Der Bunker befand sich im oberen Bild am dritten Pfeil von Links. Die Sicht ist genau umgedreht Richtung Süden. Im Hintergrund ist die Kirche von Callantsoog zu sehen.

Bunkerreste im Ort von Callantsoog
Nicht einfach zu finden, aber es gibt noch das ein oder andere Bunkerrelikt in Callantsoog. Die meisten Bunker im Ort dienten dem Luftschutz, als Mannschaftunterkünfte oder als Fahrzeugunterstände. Es wurden aber hauptsächlich zivile Wohnhäuser als Unterkunft genutzt.



In manchen Gärten in Callantoog sind Mannschaftunterkünfte zu finden, die heute als Gartenhaus umfunktioniert wurden.
Seezielbatterie westlich von Callantsoog
Westlich von Callantsoog (ca. 1-2 Km vom Strand entfernt) gab es zusätzlich eine Seezielbatterie. Hier standen zwei sehr massive Bunker mit großkalibrigen Kanonen. Auch hier ist leider nichts mehr zu sehen. Man kann nur noch anhand von zwei Anhöhen erahnen, wo sich die Bunker befunden haben. Die Anhöhen bestehen wohl zum Tiel aus dem Schutt der Bunker.

Wiederstandsnest südöstlich von Callantsoog
Rund um Callantsoog gab es einige Wiederstandsnester. Hier sollte der Gegener aufgehalten werden, falls die Landung am Strand gelingen würde. Ein Wiederstandsnest bestand auf einem ganzen Komplex aus Bunker und Gängen. Fast alle dieser Wiederstandsnester wurden dem Erdboden gleich gemacht. Auf einem Campingplatz allerding wurden einige Bunkergebäude weiter genutzt.




Sonstiges Wissenswertes
Die Besatzungszeit von Callantsoog während des 2. Weltkrieges war von der Zivilbevölkerung nur schwer zu ertragen. Teile von Callantsoog wurden geräumt. Die Bewohner mussten Ihre Häuser in Strandnähe verlassen und wurden nördlich neu angesiedelt. Ihre Wohnhäuser wurden anschliessend von der Wehrmacht besetzt. Direkt an der Kirche in Callantsoog wurde ein Gedenkstein aufgestellt, der an dieses Ereignis erinnert. Im Zuge der Besatzungszeit gab es auch in der Bevölkerung einige Todesopfer.
Im Jahre 1943 explodierte ein Teil der Munition im Ort, wodurch viele Häuser zerstört oder stark beschädigt wurden.
Die Besatzung der Bunker bestand zum Teil aus Männern aus der Mongolei.
Im Ort verlief eine Schmalspurbahn mit der die Baumaterialien der Bunker herangeschafft wurden.
Erwin Rommel besuchte Callantsoog bei der Besichtigung des Atlantikwalls.
1941 stürzte in der Nähe von Callantsoog ein britischer Bomber ab. Die Stelle ist bei einem Besuch des Naturschutzgebietes Zwanenwater zu finden. Einfach dem äußeren Pfad folgen bis zur ersten Anhöhe. In der Nähe einer Bank befindet sich eine Hinweistafel, die über das Ereignis informiert.
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